Das Akkordeon

Das Akkordeon gehört zu der Gruppe der Handzuginstrumente. Außer dem Akkordeon kennen wir im wesentlichen auch das Bandoneon, die Concertino und die Handharmonika. Alle besitzen einen Faltenbalg. Um musizieren zu können, werden mit den Fingern Knöpfe oder Tasten betätigt. Gleichzeitig wird der Faltenbalg auseinandergezogen oder zusammengedrückt. Dadurch wird die außenbefindliche Luft eingesogen oder die innenbefindliche Luft hinausgedrückt. Im Instrument eingebaute freischwingende Stimmzungen werden durch diese Luftströmungen zum Schwingen gebracht, die vom menschlichen Ohr als Töne wahrgenommen werden. Je nach Spielweise erklingen Einzeltöne oder Akkorde. Die auf der Baßseite zu Akkorden gekoppelten Töne gaben dem Instrument den Namen "Akkordeon".

Im Laufe von mehr als 150 Jahren wurde es zu anspruchsvollen, hochwertigen Konzert- u. Kammermusikinstrumenten entwickelt. Gleichwohl wird es aber auch zur Unterhaltung und Entspannung gespielt, und viele tausend Menschen finden durch seinen arteigenen Klang Freude und Entspannung. Nicht zuletzt finden beim Zusammenspiel in Gruppen oder Orchestern viele musikbegeisterte Menschen zueinander und tragen dazu bei, daß das Akkordeon die Gemeinschaft unterstreicht und festigt.

Das Akkordeon ist neben der Mundharmonika das heute in der ganzen Welt am meisten verbreitete und tatsächlich auch am meisten gespielte Instrument.

Es gibt jedoch nur wenig Leute, die das Akkordeon wirklich kennen.

Im Gegensatz zur sogenannten "diatonischen" Harmonika haben wir es beim Akkordeon mit einem im Diskant- wie im Baßteil voll chromatischem und gleichtönigem Instrument zu tun, das heißt beim Akkordeon erklingt beim Niederdrücken einer Taste sowohl auf "Zug" als auch auf "Druck" der gleiche Ton.

Der Herkunft nach ist es den Zungenregistern der Orgel verwandt. Damit gehört das Orgelmäßige zu seinen charakteristischen Eigenheiten. Der Romantik entstammend ist ihm andererseits aber auch das Expressive (die Beseeltheit des Tones) eigen, während schließlich das mit den gekoppelten Bässen und Akkorden gegebene Rhythmisch-Schlagwerkartige dem Streben unserer Zeit entgegenkommt. Daraus ergibt sich, daß das Akkordeon ein absolut eingenständiges Instrument ist, das nach völlig eigenen Gesetzen lebt.

Nachfolgende Ausführungen sollen dazu beitragen, die Technik dieses Instrumentes zu verstehen.

Die Teile des Akkordeons

Drei Hauptteile sind zu unterscheiden:

  • Diskant- oder Melodieseite
  • Balg
  • Baßteil oder Begleitseite

Am Diskantteil erkennt man äußerlich:

  • die Diskantklaviatur
  • die Diskantregister
  • das Diskantverdeck
  • den Balgverschluß
  • die Tragriemengarnitur

Am Baßteil erkennt man äußerlich:

  • die Baßklaviatur
  • die Baßregister
  • das Baßverdeck
  • die Luftklappen
  • den Handriemen

Der Balg besteht aus überzogener Spezialpappe, die an den Ecken mit Ziegenleder und über die beiden Balgrahmen luftdicht mit dem Diskant- und dem Baßteil verbunden ist.

Tonerzeugende Teile und Mechanik

Die Schnittzeichnung vermittelt einen Einblick in das Innere des Instruments, in dem - äußerlich nicht sichtbar - die tonerzeugenden Teile (Stimmzungen) und die "Mechanik" untergebracht sind.

Griffbrett und Gehäuserahmen sind durch den aus Holz oder Metall gefertigten Resonanzboden voneinander getrennt. Er dient nicht nur zur Tonverstärkung, sondern bildet eine Wand zwischen der unterhalb des Diskantverdeckes untergebrachten Diskantmechanik und den im Innern des Instruments liegenden Stimmstöcken.

Wesentlicher Teil der Diskantmechanik ist auch die in das Verdeck eingelassene Registerleiste mit der im Innern liegenden Registermechanik.

Sinngemäß gilt das gleiche für den Baßteil.

Die Baßmechanik ist gegenüber der Diskantmechanik ungleich komplizierter. Das hat seinen Grund in der nur dem Akkordeon und der Handharmonika eigenen Verkoppelung der Bässe und Akkorde. Zur Baßmechanik gehört schließlich noch die Luftklappe, die beim Spiel nicht verwendet wird und nur dem lautlosen Öffnen und Schließen des Balges dient.

 

Die Stimmstöcke

meist aus Holz gefertigt, tragen die Stimmplatten.

Dies sind rechteckige, mit zwei eingestanzten Stimmschlitzen versehene Aluminiumplatten, die durch "Einwachsen" oder Verschrauben fest mit den Ton verbunden sind und diese nach außen abschließen.

Die Stimmzungen, aus Federstahl hergestellt, sind die eigentlichen Tonerzeuger. Sie sind am verbreiterten Ende der Zungen auf die Stimmplatten aufgeschmiedet und können frei beweglich in den Stimmschlitzen schwingen.

Jede Stimmplatte enthält zwei Stimmzungen, von denen eine auf Saugluft, die andere auf Druckluft anspricht.

Die Stimmung

Spricht man beim Akkordeon von "Stimmung", so ist damit nicht die selbstverständliche Einstimmung des Instruments auf einen genormten Stimmton (a' - 440 Schwingungen) gemeint, sondern eine Verbindung bestimmter Stimmzungen-Reihen.

Es ergeben sich:

  • Tremolo-Stimmung (Schwebeton-Stimmung)
  • Oktav-Stimmung
  • Doppeloktav-Stimmung

Zentrale Tonreihe ist dabei die sogenannte Grundreihe auf a' = 440 Schwingungen eingestimmt. Fast allen Akkordeons ist daneben zumindest eine weitere 8-Fuß-Tonreihe beigegeben, die mit geringem Schwingungsunterschied (3-5 Schwingungen) zur Grundreihe gestimmt ist und im Zusammenklang mit dieser einen "Schwebeton" ergibt, der wenig glücklich mit "Tremolo" bezeichnet wird.

Ist nur eine Schwebetonreihe vorhanden, handelt es sich immer um die sogenannte Oberschwebung. Bei zwei Tremoloreihen neben der Grundreihe spricht man von Ober- und Untertremolo.

Über Oktavstimmung verfügt ein Akkordeon, das eine im Abstand einer Oktave nach unten zur Grundreihe stehende Tonreihe besitzt.

Ist neben der in erster Linie verwendeten tiefen Oktave noch die hohe Oktave vorhanden, so bezeichnet man diese Verbindung als Doppeloktav-Stimmung.

 

Die Diskantseite

 

Die Baßseite

Grundsätzlich ist bei der Baßseite das sogenannte Baßwerk vom Akkordwerk zu unterscheiden.

 

Übersicht über die verschiedenen Register-Bezeichnungen

  Klang Neue Hohner- Register- Bez. Register- Bez. nach Fußnoten Alte deutsche Register- Bez. Englische Register- Bez. Schweizer Register- Bez. Kleinere Instrumente verwenden
Grundreihe 8' E 8'- 1
0
 
tiefe Oktave 16' O 16'- 0
1
 
hohe Oktave 4'   4'-  

8va spielen

Grundreihe + tiefe Oktave 8'+16' OE 8'+16'- 1
1
 
Grundreihe + hohe Oktave 8'+4'   4'+8'-  
tiefe + hohe Oktave (ohne Grundreihe) 16'+4'   4'+16'-  
Grundreihe + tiefe + hohe Oktave 8'+16'+4'   4'+8'+16'-  
Grundreihe + Ober- Tremolo 8'+8o T 8'~ 3
0
 
Grundreihe + Ober- + Unter- Tremolo 8'+8o+8° T 8'~ 3
0
Grundreihe + Ober- Tremolo + tiefe Oktave 8'+8o+16' OT 8'~+16' 3
1
 
Grundreihe + Ober- Tremolo + hohe Oktave 8'+8o+4'   4'+8'~  
Grundreihe + Ober- + Unter- Tremolo + tiefe Oktave 8'+8o+8°
+16'
OT 8'~+16' 3
1
Grundreihe + Ober- + Unter- Tremolo + hohe Oktave 8'+8o+8°
+4'
  4'+8'~  
Grundreihe + Ober- + Unter- Tremolo + tiefe + hohe Oktave 8'+8o+8°
+16'+4'
OT 4'+8'~+16'